Der Veranstaltungs­markt erholt sich weiter

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Nachdem die letzte Analyse des Veranstaltungsmarktes im April 2022 noch stark durch Corona und die pandemiebedingten Maßnahmengeprägt war, ist es an der Zeit für einen aktuellen Statusbericht.

Der Blick auf den Veranstaltungsmarkt, zu dem in diesem Artikel Veranstaltungsstätten wie Multifunktionshallen, Kongresszentren, Tagungshotels und Eventlocations gezählt werden, zeigt, dass die Marktaktivitäten deutlich zugenommen haben. Im Vergleich zum Vorjahr gab es im Jahr 2023 rund 70% mehr Veranstaltungen und 25% mehr Veranstaltungsteilnehmende. Insbesondere Präsenzformate weisen im Vergleich zum Vorjahr ein starkes Wachstum auf. Mit diesem Zuwachs liegt man nun jeweils bei knapp 75% des vorpandemischen Niveaus aus dem Jahr 2019. Der Markt erholt sich sukzessive und Marktteilnehmende zeigen sich auch mit Ausblick in die Zukunft optimistisch: Rund 90% der Veranstaltenden und 80% der Anbietenden gehen von einer sehr guten Veranstaltungs- bzw. Buchungslage in den kommenden Monaten aus. Prognosen gehen daher davon aus, dass die Zahl der Veranstaltungen und Veranstaltungsteilnehmenden weiter ansteigt und im Jahr 2024 bei rund 90% des vorpandemischen Niveaus liegen wird. Langfristig erwarteten die Anbietenden und Veranstaltenden in einer Befragung im Mai 2023 eine vollständige Erholung des nationalen Geschäfts. Ein internationaler Vergleich bestätigt diese Erwartungshaltung zur vollständigen Erholung: In der Schweiz wurden bereits im Jahr 2022 die vollständige Erholung erreicht und sogar mehr Veranstaltungen als vor der Pandemie durchgeführt.

Verschiebungen in den Veranstaltungssegmenten
Auch im Vergleich der Veranstaltungsgrößen hat sich der Markt verändert. So können Kleinstveranstaltungen mit der Erfahrung der Lockdowns und der Gewöhnung an digitale Konferenzmedien mittlerweile eigenständig durchgeführt werden und zeigen eine rückläufige Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr 2022. Größere Veranstaltungen sind hingegen wieder im Kommen: die Veranstaltungsgrößen ab 250 Personen bis hin zu Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Personen zeigen im Vergleich zum Vorjahr ein größeren Marktanteil. Neben den Veranstaltungsgrößen entwickeln sich auch die Segmente der geschäftlich motivierten Veranstaltungen und der Freizeitveranstaltungen unterschiedlich. Bei Tagungen, Seminaren und Kongressen hat sich der Markt schnell erholt und macht auch nach Corona mit 58%wieder den Großteil des Marktes aus. Im Messebereich zeigt die AUMA-Auswertung eine wesentlich schnellere Erholung bei regionalen Messen. Hier lagen die Besuchszahlen bereits im Jahr 2022 mit rd. 5,3 Mio. Besuchen wieder auf dem Niveau vor Corona. Die überregionalen Messen hingegen konnten im Jahr 2022 erst rund 50% der vor pandemischen Besuchszahlen generieren und werden sich voraussichtlich im Jahr 2024 wieder vollständig erholen.

Im Unterhaltungsbereich spiegelt der Live-Musikmarkt die Intensivierung des Gesamtmarktes wider: Während die Umsatzentwicklung in diesem Jahr das Vor-Corona-Niveau übertreffen dürfte, zeigen die Besuchszahlen langfristig eine leicht sinkende Tendenz. Es zeichnet sich zudem eine Konzentration auf das Hochpreissegment ab: Die Zahlungsbereitschaft korreliert stärker mit der Bekanntheit der auftretenden Acts (und damit auch für besonders große Veranstaltungen). Die Konzerte von Adele in München bzw. die Welttournee von Taylor Swift sind nur zwei Beispiele für diese Entwicklung.

Übergreifende Trends
Die Marktbetrachtung zeigt außerdem, dass sich Veranstaltende und Anbietende sowohl dem weiterhin anhaltenden Druck durch Preissteigerungen(bspw. Energiepreise) und Fachkräftemangel (insbesondere im Bereich Veranstaltungstechnik und Aushilfskräfte) aushalten müssen als auch weitere, übergreifende Trends der Veranstaltungsbranche berücksichtigen sollten. Zu diesen übergreifenden Trends gehören insbesondere Digitalisierung, Individualisierung und Nachhaltigkeit.Die Digitalisierung führt zu einer stärkeren Nachfrage nach digitalen und hybriden Formaten. So werden beispielsweise auch große Messen häufiger um einen digitalen Kanal erweitert. Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz gehen die Meinungen auseinander: Während 80% der Veranstalter KI auf Veranstaltungen einsetzen wollen, lehnen 73% der Anbietenden dies ab. Um dem Trend der zunehmenden Individualisierung gerecht zu werden, empfiehlt es sich, auf die gestiegenen Serviceanforderungen der Kunden/-innen einzugehen, die sich unter anderem in kurzfristigeren Anfragen und der erhöhten Nachfrage nach flexiblen Raummöglichkeiten zeigen. Darüber hinaus bleibt das Thema Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche präsent und avanciert zu einem Erfolgsfaktor. So werden Veranstaltungsstätten mit Nachhaltigkeitszertifikat bevorzugt gebucht und mittlerweile haben über die Hälfte der Veranstaltungsstätten ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem zur Ressourceneffizienz und Imageverbesserung implementiert.

Quellen: 1) Meeting-& Eventbarometer, 2) Index der Swiss Music Production Association, 3)Ausstellungs-und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA), 4) PwC: German Entertainment and Media Outlook, siehe auch: AUMA–Branchenkennzahlen

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Ein Beitrag von Tassilo von Schmeling, Beratung.

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